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  • Stine

Entspannung

Wer mit dem Clickertraining anfängt, wird am Anfang zunächst einmal begeistert davon sein, wie motiviert das eigene Pferd ist und wie toll es mitarbeitet. Genau das ist natürlich auch das Ziel des Trainings, die Persönlichkeit des Pferdes zu stärken, ihm Freiraum geben, um eigene kreative Ideen zu entwickeln und sich selbst zu entfalten. Wir sind dankbar dafür, was das Pferd alles anbietet und nehmen gerne an, was uns das Pferd präsentiert. Wenn man nicht aufpasst, wird aus einem ursprünglich motivierten Pferd ein gestresstes Pferd. Stress, nicht nur im Training mit positiver Verstärkung, auch in allen anderen Trainingsformen, wird häufig unterschätzt und viel zu spät erkannt.


Deshalb ist es wichtig, dass du deinen Fokus immer mal wieder auch auf die Entspannung legst und das Erregungslevel deines Pferdes prüfst. Sicherlich wirst du nicht immer Stress vollständig vermeiden können und in gewissen Übungen, ist ein bestimmtes Erregungslevel sogar wünschenswert. Wichtig ist nur, dass du auch immer wieder einen Ausgleich schaffst und deinem Pferd den Raum gibst, sich zu entspannen. Denn du verstärkst niemals nur ein Verhalten, sondern auch immer die dazugehörige Emotion. Um Entspannung im Training zu fördern, ist es wichtig, Momente zu finden oder zu schaffen, in denen das Pferd entspannt ist, um diese zu verstärken.



Möglicherweise gibt es Situationen, in denen dein Pferd von sich aus entspannt ist. Dann hast du die Möglichkeit diese einfach zu markieren und zu belohnen. Schließlich wird alles, was wir verstärken in Zukunft mehr werden. Es gibt aber auch Möglichkeiten aktiv auf das Pferd einzuwirken und Entspannung herzustellen. Eine mögliche Übung ist z.B. das Kopf senken. Dazu würdest du dein Pferd animieren, seinen Kopf zu senken, indem du es beispielsweise nach unten lockst, oder selber eine entsprechende Körperhaltung einnimmst, oder das Target so präsentierst, dass es den Kopf senkt und klicken, wenn es das gewünschte Verhalten, eventuell auch nur im Ansatz zeigt. Durch die Wiederholungen und die Verstärkung, wird dein Pferd dieses Verhalten häufiger anbieten. Nach und nach baust du die Dauer dieses Verhaltens aus, denn ein wirklicher Entspannungseffekt entsteht erst, wenn dein Pferd seinen Kopf über einen etwas längeren Zeitraum unten hält.



Wenn dein Pferd dieses Verhalten sicher und auf ein Signal hin zeigt, kannst du anfangen, die Umgebungsreize zu steigern. Langfristig ist das Ziel, dass du dieses Verhalten auch in stressigen Situationen abrufen kannst, um Entspannung in die Situation zu bringen.

Toll sind auch Momente, in denen du dein Pferd massierst. So wirkst du aktiv auf Verspannungen ein und schaffst es, dass dein Pferd sich entspannt. Wenn du diese Übung beispielsweise immer an einem bestimmten Ort machst, oder in einem sogenannten Entspannungsviereck, dann wird dein Pferd diesen Ort auch mit der Emotion und dem entspannten Zustand verknüpfen. So könntest du es beispielsweise schaffen, einen Ort zu schaffen, an den ihr immer zurückkehren könnt, um wieder zu Entspannung zu finden.


Wenn du Anspannungen in deinem Pferd feststellst, überprüfe außerdem deine eigene Anspannung. Dein eigener Stress, den du vielleicht in dir hast, weil du einen anstrengenden Tag hinter dir hattest, kann sich auch auf dein Pferd übertragen. Lasse deine Anspannungen ganz bewusst los und sei im hie rund jetzt. Genauso wie sich deine Anspannung auf dein Pferd übertragen kann, kannst du es auch schaffen, deine Entspannung auf dein Pferd zu übertragen. Eine tolle Übung dazu ist das gemeinsame Atmen. Versuche doch mal deine eigene Atmung an die des Pferdes anzupassen. Durch dieses gemeinsame Sein, entsteht eine besondere Verbindung zwischen euch und du kannst bewusst Momente erzeugen, in denen sich dein Pferd entspannt und die du dann einfangen kannst.


Bewusste Pausen können außerdem helfen, dem Pferd einen Raum für mehr Entspannung zu bieten. Achte darauf, dass dein Pferd diese Pausen nicht als Strafe empfindet. Das kannst du verhindern, indem du diese Pausen so angenehm wie möglich für dein Pferd gestaltest. Z.B. mit einem Heunetz, Krauleinheiten oder dem Grasen am Rand des Reitplatzes. Außerdem können klare Signal für eine Pause deinem Pferd helfen, zu verstehen, dass es sich um eine Pause handelt und es aktiv nichts zeigen muss, sondern mental abschalten kann. Wenn das in deiner Anwesenheit noch nicht funktioniert, kannst du auch das Signal für Pause geben, eine Hand voll Futter auf dem Boden verteilen und selber den Raum verlassen.


Der bewusste Umgang mit dem Thema, kann helfen schon vorbeugend Stress zu vermeiden. Manchmal ist es hilfreich, sich selbst mit einem kleinen Timer, immer wieder auch an die wichtigen Pausen zu erinnern. So schafft ihr ein entspanntes und achtsames Miteinander und verliert den Spaß am gemeinsamen Tun nicht.

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